2000, 6. Internationales Symposium, Naxos

Begebe ich mich in eine Landschaft, um in ihr zu arbeiten, so sind für mich vor allem die Aspekte Geologie und Geschichte von großer Bedeutung. Auf Naxos, einer Kykladeninsel in der Ägäis, die zu einem großen Teil aus Marmor besteht, hatte sich im 5. Jahrhundert v. Chr. eine regelrechte Produktion von so genannten Kuroi, archaisch wirkenden Jünglingen, die achsensymmetrisch in Schrittstellung dargestellt wurden, entwickelt. Sie zeigen noch deutlich altägyptischen Einfluss und stellen eine Zwischenstufe dar zu dem, was gemein hin als griechische Skulptur bekannt ist. Auch hier lassen sich in den Steinbrüchen noch verworfene, unvollendete, angefangene, teilweise noch nicht einmal vom Felsuntergrund gelöste Werkstücke finden. Überraschend war für mich die Begegnung mit vorgeschichtlichen Figurinen, die in ihrer geometrischen Abstraktion - auf gerade zu unheimliche Weise - meine eigenen Skulpturen vorwegnehmen. Für mich ein eindeutiges Zeichen einer zeiten- und kulturenübergreifenden universellen Bildsprache.